04.12.2024: Alice (Pop Opera) im Staatstheater Cottbus
Laut, leise, alles dazwischen – die Welt der Musik
„Aber alles ist heute so sonderbar.“
Am 04.12.2024 waren einige Schüler der 11. und 12. Jahrgangsstufe des Pestalozzi-Gymnasiums Guben herzlich eingeladen, um sich die Pop Opera „Alice“ im Staatstheater Cottbus anzuschauen. Als Begleitpersonen betreuten die Lehrer Herr Böhm und Herr Buttig die Schulgruppe. Das Stück begann um 19.30 Uhr im Großen Haus und hatte eine Länge von ca. 110min. Zuvor konnten sich die Schüler die Werkeinführung des Stückes anhören, um schon leichte und kleine Gedankengänge entwerfen zu können.
Für diese Rezension des Stückes wird der 12.-Klässler Pascal Lux uns seine Gedanken für die Zeitschrift „100 Dezibel“ übermitteln. Wir, das Redaktionsteam, werden aus seiner Perspektive schreiben, sodass so viel Emotionen wie möglich übertragen werden können.
Ich, der sehr selten zu kulturellen Veranstaltungen wie Theateraufführungen gehe, war sehr begeistert und erstaunt von dem, was ich gesehen habe. Als wir im Zug saßen, haben wir uns nur sehr kurz über das Bevorstehende unterhalten. Mein Freund Moritz meinte, es wird sehr atemberaubend und cool werden. Da dachte ich mir schon, das kann doch gar nicht so großartig werden. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich aber getäuscht. Zunächst hatten wir noch Zeit und konnten uns noch ein wenig am Cottbusser Hauptbahnhof aufhalten. Auf dem Weg zum Staatstheater, stieg meine Aufregung und ich war gespannt, was mich in den nächsten Stunden erwarten würde. Als wir dann anschließend das Gebäude betreten haben, konnte ich nicht glauben, was ich da gesehen habe. Große Treppen, helle weiße Räume und Skulpturen, die in den Stein gemeißelt wurden. Wir verweilten noch 15 Minuten im Foyer und konnten uns dabei noch ein wenig ausruhen und die Eindrücke des Gebäudes auf uns wirken lassen. Ca. eine halbe Stunde vor dem Beginn des Stückes, konnten wir uns eine Werkseinführung anhören, die sehr spannend war. Dieses haben wir aber am Anfang erstmal nicht gefunden, da wir uns im prächtigen Gebäude verirrt hatten.
Erster Eindruck
Als die Einführung des Stückes vorbei war, konnten wir endlich in den Saal. Dieser war sehr groß, gut beleuchtet und atemberaubend. Es gab sehr viele Stühle und insgesamt drei Etagen, wo interessierte Menschen sitzen konnten. Unsere Gruppe hatte in der ersten Etage mittig Platz genommen. Von dort aus, konnte man später das Werk gut verfolgen. Pünktlich um 19.30 Uhr begann das Schauspiel. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon sehr beeindruckt und wusste, mich erwartet jetzt eine verblüffende Vorstellung.
Die Handlung
Der Moment kam endlich und der Raum wurde dunkel. Alice, die Hauptcharakterin, trat auf die Bühne und erzählte, dass alles für sie neu war und wunderte sich, wo sie sei. Im weiteren Verlauf lernte sie aber mehrere Figuren, wie z.B. Grinsekatze oder Hutmacher, kennen. Dadurch, dass ich die Geschichte „Alice“ zuvor noch nie gesehen habe bzw. mich damit beschäftigt habe, war es für mich sehr schwierig einen roten Faden im Stück zu finden. Für mich war es trotzdem unterhaltsam, weil ich manche Stellen sehr lustig fand und gelacht habe. Ebenfalls erstaunte mich die Konstruktion, auf die das Schauspiel vorgetragen worden war. Die hintere runde Platte konnte sich sogar drehen. Das brachte ein besonderen Effekt in den Raum, als ob die Darsteller wirklich in der Handlung laufen. Im Wesentlichen fand ich das Vorgetragene sehr gut, weil man auch ohne Vorkenntnisse, leichte Linien und Folgen sehen konnte.
Die Kostüme
Jetzt möchte ich noch ein wenig auf die Kostüme der Darsteller ein Auge nehmen. Kurz gesagt: Wow, einfach wow. Die Szenenkleidung war perfekt getroffen. Ausgefallen, detailreich, monochrom und prunkvoll. Dabei gefiel mir das Outfit der Grinsekatze sehr. Das geschminkte Gesicht passte super zu dem gespielten Charakter. Zusätzlich war das Oberteil schwarz-weiß gestreift und die Hose kariert, was auch optisch sehr großartig aussah. Bei den ganzen Kostümen ist mir aber immer eine Verkleidung besonders aufgefallen. Alice, die Hauptrolle, trug am Anfang ein blaues Oberteil, während alle anderen Rollen ein monoton – farbiges trugen. Am Ende hatte Alice dann noch ein großes pinkes Kleid mit der Aufschrift „WHAT YOU WAITING FOR“ an. Im Großen und Ganzen haben mir die Kostüme sehr gefallen und diese haben sehr gut zur Handlung gepasst.
Natürlich lebte das Werk größtenteils durch die Musik, welche die Handlungen des Stückes untermauerte. Als direkt am Anfang gesungen und instrumentiert wurde, war ich sehr baff. Die Musik wurde durch den ganzen Raum getragen und nahm uns Publikum direkt in die Handlung mit. Es gab hierbei zwei Arten, wie die Musik gespielt wurde.
Bei der einen Art, gab es zwei Musiker, die ein paar Mal alleinige Parts hatten. Diese zwei Künstler waren verteilt auf zwei Seiten, einer links und einer rechts. Beide haben einen sehr guten Job geleistet und ich war erstaunt, wie solch etwas, die Handlung widerspiegeln und beeinflussen kann.
Bei der anderen Art, wurde sehr viel gesungen. In Abständen von bestimmt ca. 15 bis 20 min wurde immer ein kleines musikalisches Stück performt. Hierbei war erstaunlich, dass oft auf Englisch gesungen wurde. Das brachte am Anfang ein bisschen Verwirrung bei mir in den Kopf, aber dann habe ich schnell gesehen, dass es über der Bühne eine Leiste mit den Untertiteln gegeben hatte. Dies fande ich hervorragend und qualitativ hochwertig.
Schlusswort
Zusammenfassend hat mir der Besuch im Staatstheater Cottbus sehr gefallen, da ich viele neue Eindrücke erfahren habe und auch eine Menge gesehen habe. Da ich ja am Anfang den Eindruck hatte, es würde mir nicht gefallen, kann ich jetzt das Gegenteil sagen. JA, es hat mir gefallen. Mich haben die Künstler mit ihren Künsten des Schauspiels beeindruckt und fasziniert. Die Atmosphäre im Vorstellungsraum, kombiniert mit der professionellen Durchführung, trugen dazu bei, dass der Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Wer sich für spannende und qualitativ hochwertige Werke interessiert, der sollte unbedingt mal ein Blick in dieses Theater nehmen. Für meinen Teil bin ich jetzt jedenfalls schlauer. Dadurch denke ich, dass man nicht immer mit einer negativen Einstellung zu solch einem Besuch gehen sollte.
Pascal Lux, Grundkurs Musik
„Ich verändere mich die ganze Zeit. (…) Ich bin nicht ich selbst. Es ist sehr verwirrend.“
Hatten wir nicht alle schon solch ein Alice-Moment? Dieses Gefühl, sich fehl am Platz zu fühlen und keine Ahnung zu haben, wie ein noch aus? Veränderungen, die einfach eintreten und den Menschen ohne ein Zögern formen?
Die Pop Opera „Alice“ nach Lewis Carroll, die am 04.12.2024 im Staatstheater Cottbus aufgeführt wurde, weist genau diese Fragen auf und wie die Figur Alice mit den verwirrenden Ereignissen umgeht, indem sie neue Bekanntschaften im Wunderland schließt und deren Ratschläge und Weisheiten in sich aufnimmt.
Die Geschichte von Alice im Wunderland ist nun schon ungefähr 150 Jahre alt und in vielen verschiedenen Varianten nacherzählt, verändert und umgeschrieben worden. Doch der Kern dieser einzigartigen Erzählung bleibt immer gleich: eines seltsamen Tages erscheint der kleinen Alice ein weißes Kaninchen, welches sie in eine andere Welt eintauchen lässt. Die Regeln dieser Welt sind komplett anders, als jene, die sie von zu Hause kennt und so entwickelt sich eine abenteuerliche Reise voller unterschiedlicher seltsamer Wesen, wie zum Beispiel die Grinsekatze (gespielt von Manolo Bertling), der Hutmacher (Nathalie Schörken) und die Herzkönigin (Lauren Mace). So ist es gar kein Wunder, dass sie fortan Größe und Sprache verwechselt, Sachen vergisst, die sie von Zuhause kennt und über Dinge lernt, die sie vorher noch nicht kannte und ihr kurios erscheinen. Die Welt zieht sie in ihren Bann; sie will immer mehr erfahren – auch über sich selbst. Nur durch ihre Fantasie und ihre mutige Art kann sie sich gegen die Wunder und Albträume dieser verwunschenen Welt behaupten.
„Alice“ verkörpert also Veränderungen, die wir selber im Erwachsen-Werden über uns ergehen lassen müssen. Ereignisse und Schicksalsschläge formen den Menschen und wir müssen lernen, damit umgehen zu können und damit zu wachsen. Dabei werden wir verwirrt und müssen uns neu organisieren, um mit den Dingen mithalten zu können. Jeden Tag wollen wir mehr über uns herausfinden, gegen Ängste vorgehen und für Träume kämpfen. Genau wie Alice. Diese Pop Opera hat somit einen engen Bezug zur Wirklichkeit.
Die genannten sowie noch nicht genannten Schauspieler, die in dem Theaterstück auftreten, verkörpern ihre Figuren fast perfekt. Alice erscheint lehrreich, ehrgeizig und verwirrt, aber auch aufgeregt und aufnahmefähig. Wenn Annika Neugart singt, raubt es einem den Atem und sie hat die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Zuschauer. Sie steht im Rampenlicht, selbst wenn sie nicht alleine auf der Bühne steht und symbolisiert so die Position als Hauptrolle wunderbar.
Auch Torben Appel als weißes Kaninchen, der die Alice in das Wunderland führt und immer überall dabei ist, spielt seine Rolle vorzüglich. Sein Solo „Hey Ren“ bereitet dem Publikum Gänsehaut mit seiner akkuraten Imitation des originalen Sängers.
Charlotte Müller, die als Herzogin in ihrem ersten Auftauchen einen unvergesslichen Auftritt hinlegt und durch ihre Aura die Herzen aller gewinnt, verkörpert ihre mystische Rolle fabelhaft. Ihre verworrene Art zu reden animiert die Zuschauer dazu, nachzudenken und aufmerksam zu bleiben. Hohe Intelligenz wird also in diesem Stück überwiegend erwartet.
Die Rolle der Grinsekatze verband sich wunderbar mit dem Schauspieler Manolo Berling. Während des Gesamten Stückes grinste er in das Publikum und brachte mit seinen ironischen Bemerkungen die Zuhörer zum Lachen. Somit bewies das Theaterstück nicht nur Weisheit, Wahrheit und Ernsthaftigkeit, sondern auch eine gewisse sarkastische Ader, die jedermann in seinem Leben gebrauchen kann.
Schlussendlich, aber nicht zuletzt, ein paar lobende Töne für Lauren Mace. Wie so viele andere Schauspieler in „Alice“ verkörperte sie mehrere Rollen gleichzeitig, aber wohl bemerkt sollen die Rolle der Herzkönigin und der Raupe sein. Ihre Grazie passte zu der Raupe außergewöhnlich gut und ihre starke Stimme verlieh ihrem Gesang in der Rolle der Herzkönigin eine glamouröse Note. Sie zog die Blicke aller auf sich, noch bevor sie überhaupt etwas sagte.
Insgesamt falteten sich die Personen in ihren verschiedenen Rollen und deren Persönlichkeiten aus und erweckten das Beste in jeder Figur, sodass das Theaterstück spannend und spektakulär an das Publikum herangebracht wurde. Der plötzliche Wechsel zwischen Gesang und Dialog verursachte Gänsehaut und Herzklopfen bei den Zuschauern; man war wirklich Life dabei. Die Kostüme waren vorab schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber als man dann die Handlung des Stückes, sowie die Personen selbst, erlebte, verliehen die Kostüme dem Ganzen noch einmal einen persönlichen, sowie großartigen Schliff.
Die Songs wurden wunderbar auf die Stimmen der Schauspieler abgestimmt; man hatte das Gefühl, den originalen Künstlern der Songs zuzuhören.
Das plötzliche Auftauchen der Schauspieler an vielen Stellen machten „Alice“ zudem perfekt. Die Zuschauer konnten einfach nicht wegsehen und man hoffte, dass das Stück niemals enden würde.
Das Thema von „Alice“ wird durch das Zusammenspiel von Dialog, Gesang, Bühnentechnik und Schauspiel dem Publikum unglaublich nähergebracht. Die Songs untermalen die Gefühlslage der Figuren zusammen mit der starken Ausdrucksweise der Stimmen jeder Figur besonders deutlich, sodass man mitfiebert und sich in die Rollen selbst hineinversetzen kann.
Alice´ Ausruf: „Das ist meine Geschichte!“ berührt die Herzen der Zuschauer besonders tief. Wir alle kennen dieses Phänomen: jeder möchte sich in Dein Leben einmischen, Dich ändern, biegen und brechen, Entscheidungen für Dich treffen, aber schlussendlich gehört Dein Leben Dir. Niemand wird es für Dich leben und mit Veränderungen musst Du selber umgehen. Alice behauptet sich wahrlich gut gegen das Einmischen der anderen Figuren und kann so als Vorbild unserer Gesellschaft gelten, in der man nie gut genug ist und man ständig beurteilt wird.
Das Theaterstück „Alice“ kann man somit einfach nur weiterempfehlen. Die Schauspieler wissen genau, was sie tun müssen, um die Herzen des Publikums zu gewinnen und für „Wow-Momente“ zu sorgen. Ein einzigartiges Erlebnis, welches man nicht verpassen sollte.
Ich würde alles dafür geben, dieses Stück noch einmal ansehen zu können, ohne zu wissen, was passiert, um ebendiese „Wow-Effekte“ wiedererleben zu dürfen.
Jara Lehmann, Grundkurs Musik